Doka - Lieder des Weges
Waka - sind traditionelle, japanische Gedichte, bestehend aus 31 Silben, die der Legende nach auf die Göttin Waka-Hime zurückgehen. Viele Meister verwendeten diese 5-7-5-7-7 Silben-Struktur, um vor allem die spirituelle Seite ihrer Lehre in der Form von Gedichten, doka - , auszudrücken.
Auch Ueshiba Morihei verwendete eine Reihe solcher Lehrgesänge, die die tiefe spirituelle Überzeugung und den geistigen Hintergrund hinter seinem budo ausdrücken. Die hier wiedergegebenen doka sind jeweils Übertragungen ins Deutsche von englischen Übersetzungen der japanischen Originale*.
yorozu suji
kagiri shirarenu
aikido
yo o hiraku beku
hito no mitama ni
tachi furui
mae ni aru ka to
osoi kuru
teki no ushiro ni
ware wa tachikeri
hito wa mina
nan to aru tomo
kakugo shite
sokotsu ni tachi o
idasu bekarasu
onoga mi ni
hisomeru teki o
EI to kiri
YAA to monomina
IEI to michibike
kannagara
aiki no waza o
kiwamareba
ikanaru teki mo
osou sube nashi
Facettenreich
und ohne Grenzen
- Aikido -
öffne es der Welt
in eines jeden Körper und Seele
Indem er mich vor sich sieht
hebt der Feind sein Schwert
und schlägt zu
in dem Moment
stehe ich bereits hinter ihm
Wer in allen Dingen
erleuchtet
und auf alles gefaßt ist
wird sein Schwert
nicht unbesonnen ziehen
Strecke nieder mit "EI"
den Feind in deinem Inneren
tritt den Dingen des Lebens
mit "YAA" entgegen
und führe mit "IEI"
Meistere die
altehrwürdigen Aiki-Techniken
und gleich welcher Feind
wird ohne Möglichkeit
zum Angriff sein
1902 übertrug ein Goethe-Verehrer dessen berühmtes Nachtgedicht
Über allen Gipfeln ist Ruh,
In allen Wipfeln spürest du
Kaum einen Hauch.
Die Vöglein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
ins Japanische.
1911 übertrug ein französischer Verehrer japanischer Lyrik die Verse in der irrigen Meinung, es handele sich um eine japanische Originaldichtung, ins Französische.
Woraus sie schließlich ein deutscher Bewunderer fernöstlicher Lyrik ins Deutsche brachte:
Stille ist im
Pavillon aus Jade.
Krähen fliegen
Stumm zu beschneiten Kirschbäumen im Mondlicht.
Ich sitze
Und weine.
(aus Hanswilhelm Haefs, Das ultimative Handbuch des nutzlosen Wissens, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1998)