Wie soll man trainieren?

Veröffentlicht in: Aikido, Blog

Soll man immer der Bewegung des Partners folgen, auch wenn man nicht wirklich überzeugt ist, also: mitgehen?

Oder soll man dem Partner größtmöglichen Widerstand leisten, sich dumm stellen, also: blockieren?

Einen lesenswerten Artikel hierzu hat Giles Chamberlin aus Oxfordshire, Großbritannien, geschrieben…

Ukemi

Einer der kontroversesten Aspekte der Kampfkünste.
Wie sollte sich der Empfänger einer Technik verhalten? Im einen Extrem taumelt Uke unter jedem Schlag und fliegt beim kleinsten Anzeichen eines Wurfs durch die Luft. Im anderen Extrem steht Tori vor der Wahl es wirklich und echt zu tun und Gelenke und Nasen zu brechen, oder achselzuckend weg zu gehen.

Offensichtlich gibt es keine eindeutige Antwort. Mit Jemandem, der gerade beginnt, eine Technik zu lernen, sollte Uke möglicherweise seinen Part der Technik unabhängig davon ausführen, was Tori tatsächlich tut: also den Partner dahin gehend zu beeinflussen, daß er die Technik unabhängig von seinen möglichen Fehlern formal richtig ausführt. Andererseits kann es auch angebracht sein, daß Uke einer Technik Widerstand entgegen setzt; vielleicht um auf eine Unzulänglichkeit einer Technik hinzuweisen oder um für sich selbst herauszufinden, ob eine Technik wirksam ist oder nicht.

Jenseits dieser beiden Extreme ist mir ein aktiver Uke am liebsten: jemand der die Grenzen einer Technik nach Schwächen auslotet, aber gleichzeitig die Handlungen des Tori respektiert. Wenn Uke aufmerksam genug reagiert, kann Tori seine Technik ehrlich und mit vollem Einsatz ausführen, und Uke trotzdem unverletzt bleiben, um eines Tages wieder zu kommen.

Tori und Uke bilden eine Partnerschaft, in der beide bemüht sind, eine Kampfkunst zu üben. Es ist eine Verständigung zwischen beiden notwendig, damit sie sich einigen, in welcher Weise dieses Üben stattfinden soll. Aber wie erreicht man diese Verständigung?

Meiner Ansicht nach gibt es keinen Ersatz für tatsächlich auf der Matte zugebrachte Trainingszeit. Was aber nicht bloß passives Ausführen der Techniken bedeutet. Wenn du feststellst, daß du leicht zu werfen bist, hinterfrage es. Versuche auf deinen Füßen stehen zu bleiben, indem du der Bewegung des Tori voraus bleibst, oder indem du einfach Widerstand leistest. Funktioniert die Technik immer noch? Glaube nicht an „Jetzt-breche-ich-dir-das-Handgelenk“-Techniken. Stelle sie in Frage. Du wirst dir weh tun, aber hinterher weißt du, was geht und was nicht. Oder anders herum, bist du ein Uke, den niemand werfen kann? Bist du deinem Partner gegenüber vielleicht nicht aufrichtig? Ignorierst du seine beiden Finger in deiner Augenhöhle? Oder überbrückt dein Faustschlag nie mehr als die Hälfte des Abstandes zwischen euch?

Finde einen Partner, dem du vertraust. Ihr werdet euch gegenseitig weh tun, und deshalb müßt ihr euch völlig aufeinander verlassen können. Arbeite an verschiedenen Grundtechniken mit vollem Einsatz von beiden Seiten. Finde heraus, was funktioniert und was nicht. Und wenn du eine Technik unter vollem Einsatz einmal erfahren und verstanden hast, bringe dieses Gefühl mit herüber in das Training, wenn Techniken weniger intensiv geübt werden.

Aber vor allem: Lächle!

© Giles Chamberlin, www.jujutsu.org.uk
Übersetzung Karl Breuer. Mit freundlicher Genehmigung des Autors

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